
Aktien sind seit jeher ein zentraler Teil für die Geldanlage und Altersvorsorge. In diesem Artikel erfährst du, ob du aus meiner Sicht direkt in Aktien investieren solltest.
Ich habe mir bereits mit 18 Jahren ein Wertpapierdepot eröffnet und über die Börse Aktien erworben. Ich war immer ein großer Fan vom Investieren am Kapitalmarkt und habe schon – abseits von meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften – unzählige Bücher über das Investieren in Aktien studiert und viele Erfahrungen gesammelt. In diesem Beitrag erfährst du, warum ich selbst nicht mehr direkt in Unternehmen (=Aktien) investiere und warum ich es auch dir nicht empfehlen würde.
Warum sind Aktien grundsätzlich die perfekte Kapitalanlage?
1 | Aktien sind toll, weil Menschen für Innovationen und Wachstum sorgen
Aktien sind Anteile an meist großen Unternehmen. Es gibt weltweit über 50.000 börsennotierte Unternehmen, in die wir als Privatanleger investieren können. In allen Unternehmen sind Menschen beschäftigt, die Produkte herstellen oder Dienstleistungen anbieten. Ziel eines jeden Unternehmens ist es, mit ihren Tätigkeiten Gewinne zu erzielen.

Das Schöne am Aktionär-Dasein ist es, dass (viele) Menschen in einem Unternehmen dafür Arbeiten, dass die Eigentümer (Aktionäre) Dividenden erhalten oder dass der Wert des Unternehmens (=Aktienkurs) steigt. Die Menschen im Unternehmen wollen produktiv sein, wollen ein gutes Gehalt bekommen und arbeiten deshalb meist im Sinne der Eigentümer. Das ist die Basis für den Zinseszins-Effekt.
2 | Begrenzte Risiken, aber unbegrenzte Chancen
Als Aktionär sind die Aussichten des Investments unsymmetrisch verteilt. Im schlimmsten Fall – zB. bei einem Unternehmenskonkurs – kann man maximal seine investiertes Kapital verlieren. Im besten Fall steigt der Wert des Unternehmens um ein Vielfaches.

Beide Fälle möchte ich mit den nachfolgenden Charts demonstrieren.


3 | Einfach handelbar
Es ist wirklich super-einfach, Aktionär zu werden. Man braucht nur ein Wertpapierdepot und schon kann man über die Börse innerhalb von Minuten Aktien erwerben oder verkaufen. Es ist unkompliziert ein Aktionär zu werden und man braucht dazu nichts studiert haben.

Warum sind Aktien für Privatanleger trotzdem nicht geeignet?
Trotz der oben genannten Vorteile, würde ich den österreichischen Privatanlegerinnen und Privatanlegern nicht raten, direkt in Aktien zu investieren. Hintergrund für meine Empfehlung sind nachfolgende 5 Gründe:
1 | Sinnvolle Mindestinvestition ist relativ hoch -> Einstiegshürde
Natürlich ist es jederzeit möglich, Aktien um ein paar Hundert Euro zu erwerben. Es ist aber wegen der Transaktionskosten nicht sinnvoll. Denn für den Erwerb der Aktien zahlt man 10 – 20€ Gebühren und dann noch weitere für die jährlichen Dividendenzahlungen.

Beispiel:
Aktien eines Unternehmens werden um 500€ erworben und man bezahlt 20€ Transaktionskosten (Börsengebühren, Brokerkosten, usw.). Die Transaktionskosten betragen somit 4%, was eindeutig zu viel ist. Hinzu kommt, dass häufig – speziell bei ausländischen Unternehmen – Gebühren für die Ausschüttung von Dividenden anfallen. Amerikanische Unternehmen schütten zum Teil quartalsweise eine Dividende. Zahlt man bei jeder Dividende iHv. zB 5€ Gebühren in Höhe von zB. 5€ dann bleibt nichts mehr übrig.
Sinnvolle Mindestinvestition bei einem direkten Erwerb von Aktien ist je Titel ca. 3.000 – 4.000€. Damit schafft man dann akzeptable Transaktionskosten von rund 0,3%.
2 | Weltweite Streuung kaum umsetzbar (Diversifikation)
Wir Österreicher investieren sehr gerne in Unternehmen die wir kennen. Speziell die aus der „Nachbarschaft“.
In meiner Umgebung sind zum Beispiel Unternehmen wie die Lenzing AG oder die Voestalpine AG. Man denkt, dass man mit diesen Unternehmen nichts falsch machen kann. Denn sie sind groß und international tätig.

Vielleicht kauft der ein oder andere österreichische Privatanleger noch deutsche Unternehmen. In den seltensten Fällen aber werden amerikanische, japanische, französische, australische oder englische Unternehmen gekauft. Allerdings wäre es so wichtig, bei der Geldanlage nicht nur auf heimische Unternehmen zu setzen, sondern sein Kapital weltweit zu streuen.
Warum weltweit streuen?
Weil man nicht möchte, dass bei einer Krise in Österreich oder Europa auch die eigenen Reserven massiv einbrechen. Man soll ja bekanntlich nicht alle Eier in einen Korb legen. Damit man von einer Verliereraktie nicht so hart getroffen wird, sollte man in 10 – 20 Unternehmen investieren.
Um in 10 Unternehmen zu investieren, benötigt man schon ca. 30.000€ investierbares Kapital (10 Unternehmen x 3.000€ Mindestinvest). Das ist einerseits eine sehr hohe Eintrittsbarriere und andererseits muss man erst einmal 10 gute Unternehmen aus verschiedenen Ländern finden.
3 | Suchen und Bewerten von Unternehmen ist komplex und zeitintensiv
Wir wissen jetzt, dass wir ca. 30.000€ brauchen und mindestens in 10 Unternehmen aus der ganzen Welt investieren sollen. Der komplizierteste und aufwendigste Teil des ganzen Prozesses ist es nun, diese 10 Unternehmen zu finden.

Dazu reicht es aus meiner Sicht nicht, Tipps aus Börsenmagazinen zu verwenden. Da setzt man mit ziemlicher Sicherheit viel Geld in den Sand. Mir ist es jedenfalls zu Beginn so gegangen.
Bei einer ordentlichen Unternehmensanalyse muss man sich die Geschäftsberichte und die historischen fundamentalen Daten ansehen. Weitere Analysen: wie funktioniert das Geschäftsmodell; hat das Unternehmen einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil; wie haben sich die Ergebnisse (je Aktie) in der Vergangenheit entwickelt; wie die Umsätze; wer sind die größten Konkurrenten, was sagen kritische Analysten…
Um diese Fragen zu beantworten, muss man sich viel Zeit für Recherche und Berechnungen nehmen. Zeit, die kaum jemand zur Verfügung hat. Aber man muss sich auch viel Wissen zur Unternehmensbewertung aneignen. Eine historische Chartanalyse für ein Unternehmen, dessen Namen man kennt, ist einfach zu wenig.
4 | Emotionale Belastung zu hoch
Ist dir schon Mal aufgefallen, dass die meisten Leute, die in Aktien investiert sind, ständig die Aktienkurse am Handy, in der Zeitung oder sonst wo beobachten. Das führt leider immer wieder dazu, dass man sich fragt, ob jetzt ein guter Zeitpunkt zum Verkaufen wäre.

Und wenn dann eine Krise – so wie der aktuelle Corona-Crash – kommt, dann flüchtet man lieber mit einem Verlust. Ganz nach dem Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Es könnte ja sein, dass man tatsächlich Verliererunternehmen ausgesucht hat. Kaum jemand schafft es, ruhig zu bleiben und abzuwarten, bis sich die Kurse wieder erholt haben. Insgesamt führt dass dazu, dass die durchschnittliche Aktienhaltedauer mit 6 Monaten mittlerweile extrem niedrig ist.
Der typische Österreicher, der Aktien hält, ist einfach zu nervös und ängstlich, um sie tatsächlich über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren zu halten.
5 | Wenn Profis den Index nicht schlagen, dann haben Privatanleger keine Chance
Mit welchem Ziel legen wir unser Geld an? Ich möchte eine marktübliche Verzinsung für langfristige Kapitalmarktinvestitionen erhalten. Ich gebe mich mit dem zufrieden, was der Markt hergibt.
Ich brauche nicht mehr, möchte aber auch nicht viel weniger haben. In der Vergangenheit lag die Rendite bei Aktieninvestments zw. 5% – 7% pro Jahr. Natürlich mit viel besseren, aber auch mit viel schlechteren Jahren. Aber langfristig ist das der Durchschnitt.

Wir alle haben die Möglichkeit, unser Geld den Profis zu geben, damit sie für uns eine höhere Rendite erzielen. Solche Profis sind zB. Manager von Investmentfonds. Die bekommen ein paar Millionen Euros von den Anlegern und sollen damit den den relevanten Markt – zum Beispiel einen weltweiten Aktienindex wie den MSCI World – schlagen.
Diese Fondsmanager haben meist Wirtschaftswissenschaften studiert, lesen den ganzen Tag Geschäftsberichte, nehmen an Analystenkonferenzen teil und haben vielleicht sogar noch Insiderinformationen. Sie sollten es also schaffen, für ihre Anleger in die besten und aussichtsreichsten Unternehmen zu investieren und damit eine Überrendite zu erzielen.
Hier kommt aber die Ernüchterung. Fondsmanager schaffen vielleicht in einzelnen Jahren, den Index zu schlagen. Langfristig schafft es allerdings so gut wie keiner. In einer SPIVA-Analyse wurde festgestellt, dass es von 1.340 europäischen Fondsmanagern – die das Geld weltweit in Aktien investierten – nicht einmal 20 (= 1,4%) schafften, den Index über einen Zeitraum von 10 Jahren zu schlagen.
Und jetzt kommt die zentrale Frage: Wie viele österreichische Privatanlegerinnen und Privatanleger haben die Zeit, das notwendige Wissen und die mentalen Voraussetzungen, um langfristig eine marktübliche Rendite zu erzielen? Die Profis schaffen es jedenfalls nicht. Und die haben sowohl Zeit als auch Wissen!
Zusammenfassung
Aktien sind grundsätzlich eine tolle Sache und für die künftige Kapitalanlage führt auch kein Weg an ihnen vorbei. Allerdings sollten österreichische Privatanleger lieber nicht direkt in Aktien investieren. Sie werden – wenn überhaupt – eine schlechte Rendite erzielen und viel wertvolle Zeit verlieren.
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