
Schon Mal was von Ausgabeaufschlägen und Kickbacks gehört? Bankberatung ist intransparent und viel teurer als man denkt. Der Beitrag zeigt dir an einem Beispiel, was ein einstündiges Gespräch samt Abschluss kostet.
Beratungsgespräch in der Bank
Alexandra hebt 9.000 € in bar bei der Hausbank ab. Sie freut sich auf den gebrauchten VW Golf – bald kann es losgehen. Kurz vor dem Aufbruch stellt ihr der Bankberater eine Frage. „Haben Sie sich schon Mal über Ihre Altersvorsorge Gedanken gemacht?“ Alexandra weiß, dass sie hier was machen sollte. Das sagt ihr das Gewissen. Also hört sie zu.
Jetzt ist der Berater am Wort. Bei der langfristigen Geldanlage geht nichts über Investmentfonds. Der „ausgewogene“ Investmentfonds hört sich für Alexandra vernünftig an. Was ist eigentlich ein Investmentfonds? Egal, die Zeit drängt. Der Golf wartet. Sie schließt den Fondssparplan ab und investiert nun monatlich 100 €. Alexandra ist stolz und zufrieden. Jetzt kann sie guten Gewissens ihr Auto kaufen.
ABER: Eine wichtige Frage wurde nicht gestellt!
Was verdient die Bank an Alexandras Fondssparplan?
Was der Bankberater meistens nicht erzählt
Es ist logisch, dass die Bank auch etwas verdienen muss. Gesprochen wird darüber leider kaum.
Investmentfonds haben zwei Kostenblöcke, die zu Lasten der Anleger gehen:
- den Ausgabeaufschlag und
- die laufenden Kosten.
Einmalige Kosten | Ausgabeaufschlag oder Vertriebsprovision
Der Ausgabeaufschlag (Abkürzung AGA) ist eine Vertriebsprovision, die der Kunde bei jedem Anteilserwerb zu bezahlen hat. Diese Gebühr wird also bei jeder Einzahlung fällig. Es spielt keine Rolle ob Alexandra 100 € pro Monat oder einmalig 5.000 € investiert.
Die Höhe des Aufschlags beträgt zwischen 2,5% und 6,5%. Sehr häufig liegt er bei 4%, aber ich habe schon Portfolios analysiert, wo er nie unter 5% war.
Banken wenden die Nettomethode an. Von der monatlichen Rate nimmt sich die Bank einfach die 4% AGA ohne ihn separat auszuweisen. Von den investierten 1.200 € im ersten Jahr werden tatsächlich nur 1.154 € investiert. Die Bank verdient 46 € Provision. Hochgerechnet auf 20 Jahre bezahlst du Ausgabeaufschläge in Höhe von 923 €.
OK. Das sollte jetzt aber alles sein. Den Alexandras Geld ist jetzt im Fonds veranlagt. Die Bank kann nichts mehr daran verdienen. Leider ist dem nicht so. Es gibt auch eine sogenannte Bestandsprovision.
Laufende Kosten inkl. Bestandsprovisionen oder Kickbacks
Fonds haben laufende Kosten zwischen 1% und 2,5% pro Jahr. ACHTUNG: Hier ist nicht relevant, welche Beträge in einem Jahr eingezahlt wurden, sondern wie viel Geld insgesamt in den Fonds investiert wurde. Bei einem Fondsvolumen von 100 Mio. € und laufenden Kosten (TER = Total Expense Ratio) von 2% kostet die Verwaltung tatsächlich 2 Mio. €. Egal, wie gut oder schlecht das Geld angelegt wurde. Die Bank nimmt sich das Geld heraus und verdient immer. Diese Kosten belasten natürlich Alexandra und die anderen Anleger. Die Rendite sinkt damit jedes Jahr um 2%.
Kaum jemand weiß, dass die laufenden Kosten auch Bestandsprovisionen enthalten. Diese „Kickbacks“ (auch Vertriebsfolgeprovisionen oder Kontinutiätsprovisionen genannt) machen 30% – 50% der laufenden Kosten aus. Ich habe Fonds gesehen, bei denen die Kickbacks zwischen 0,3% und 0,85% betragen.

Was bedeutet das konkret für Alexandra?
Nach 20 Jahren hat sie 24.000 € investiert. Tatsächlich im Fonds angekommen sind wegen der Ausgabeaufschläge nur 23.077 €. Die Rendite im Fonds beträgt 5% pro Jahr und Alexandra hält Anteile im Wert von 38.694 €. Ihr Fonds bezahlt zum Ende eines jeden Jahres 0,5% Bestandsprovision an ihre Bank zurück. Alleine im letzten Jahr bezahlt Alexandra indirekt 193 €.
In Summe bezahlt der Fonds – hinter dem Rücken von Alexandra – 1.727 € an die Bank zurück.
Die „Gratis-Beratung“ kostet im Endeffekt 923 € an Ausgabeaufschlägen und 1.727 € an Bestandsprovisionen. In Summe verdient die depotführende Bank 2.650 €.

Was war die Leistung der Bank?
Der Bankberater hat Alexandra den Fonds – in einem vielleicht einstündigen Gespräch – verkauft. Zudem hat sie mit mehr oder weniger Aufwand dafür gesorgt, dass Alexandra den Fondssparplan nie beendet hat. Alles andere ist automatisch Monat für Monat gelaufen. (Die Lagerung der Anteile und der Versand der Depotaufstellungen wird mit jährlichen Depotkosten gesondert verrechnet.)
Fazit
Mit dem einstündigen „Beratungs-“ Gespräch ( = Verkaufsgespräch) verdient die Bank rund 2.650 € auf Alexandras Kosten.
Und dass Schlimmste daran: Sie erfährt es nicht. Alexandra wäre sehr gut beraten, wenn sie stattdessen in einen passiven Indexfonds (ETF, Exchange Traded Funds) investiert. Vertriebs- oder Bestandsprovisionen gibt es hier nicht. Und außerdem ist die langfristige Rendite sehr wahrscheinlich höher.
Tipps:
- Frage immer, was die Bank einmalig und laufend verdient. Aber nicht nur prozentuell sondern auch in absoluten Euro-Beträgen.
- Verhandle die Konditionen. (Ausgabeaufschläge können rabattiert werden)
- Beste Alternative: Nimm die Geldanlage selbst in die Hand. Hier kann ich dich unterstützen.
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Zusätzliches Infomaterial
Die ING DiBa ist sehr transparent und geht auch mit den Bestandsprovisionen vorbildlich um. Die Provisionshöhe kann man einfach online finden. Hier am Beispiel eines Fonds. Bestandsprovision 0,58% p.a. und Ausgabeaufschlag regulär 6%.
Jan Dudek – Die schockierende Wahrheit über Bankberater
VorsorgeKampagne – Was sind Kickbacks bei Investmentfonds
Das Investment – Die Kickbacks der zehn beliebtesten Fonds Deutschlands
FairValue | Kickbacks – Welche Provisionen Banken bei jeder Geldanlage kassieren
Bergfürst – Ausgabeaufschlag: Nicht die einzige Kostenfalle bei Fonds
Tolles Video von Finanztip zum Thema
Verkauf statt Beratung – Finanzberater durschschauen
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